Seattle/Hamburg (pte/01.02.2016/12:30) Gedankenerkennung in Echtzeit ist kein Mythos mehr, denn Forscher der University of Washington http://washington.edu haben ein Verfahren entwickelt, das dies ermöglicht. Nachdem Probanden Bilder von Objekten gezeigt wurden, konnte das Programm innerhalb von 20 Millisekunden feststellen, was die Versuchsteilnehmer auf den Abbildungen gesehen haben. Die Dekodierung erfolgte mit einer Genauigkeit von 96 Prozent.
Bilder einfach entschlüsselt
"Die Erkenntnisse sind zweifellos ein erster Schritt zur Abbildung von gesehenen Bildern. In den kommenden Jahren werden sich auch komplexere Situationen digital spiegeln lassen, die neben Bildern auch zum Beispiel Töne beinhalten", erklärt Zukunftsforscher Ulrich Reinhardt von der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen http://stiftungfuerzukunftsfragen.de im pressetext-Interview. Allerdings bleibe es hierbei zunächst bei einer Wiedergabe ohne Möglichkeit, die hierbei empfundenen Emotionen oder Erfahrungen zu berücksichtigen.
Die Wissenschaftler haben die Untersuchungen mit sieben Epilepsie-Patienten durchgeführt, an deren Schläfen Elektroden platziert wurden, um die Anfälle zu überwachen. Auf einem Display wurden den Patienten Bilder von Häusern, Gesichtern sowie eine graue Fläche für 400 Millisekunden gezeigt. Die offizielle Aufgabenstellung war, nach einem verkehrten Haus Ausschau zu halten. Der Algorithmus konnte mit einer Genauigkeit von 96 Prozent erkennen, welches Objekt der Versuchsteilnehmer vor Augen hatte.
Temporallappen im Mittelpunkt
"Erstens haben wir versucht festzustellen, wie das menschliche Gehirn Objekte im Temporallappen wahrnimmt. Zweitens wollten wir herausfinden, wie man einen Computer nutzen kann, um nachvollziehen und vorhersagen zu können, was jemand in Echtzeit sieht", so Neurowissenschaftler Rajesh Rao von der University of Washington. Die Geschwindigkeit der Gedankenerkennung ist enorm, denn mit 20 Millisekunden erfolgt diese fast in Echtzeit.
Dieser Ansatz soll zukünftig zur Kommunikation mit Patienten eingesetzt werden, die gelähmt, vom Locked-in-Syndrom oder einem Schlaganfall betroffen sind. Der Ansatz wirft jedoch grundlegende Fragen weit über die technische Machbarkeit auf: "Wie werden die Daten genutzt und ausgewertet? Wer hat die Rechte an der Wiedergabe? Will der Bürger so gläsern werden oder will er das täglich Gesehene nur auf seiner eigenen natürlichen Festplatte im Gehirn speichern?", gibt Reinhardt mit Blick auf die aktuellen Ergebnisse zu bedenken.